Während der Covid-19-Pandemie hielten sich 650 Menschen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus in der Landeserstaufnahmestelle Lindenstraßen in Bremen auf engstem Raum auf. Lebensgefährlich wurde die Lage, als sich auf einen Schlag mindestens 200 der Bewohner*innen mit SARS-CoV-2 infizierten. Die Situation wurde von zuständigen Politiker*innen als „für Virologen interessant“ beschrieben. In Nordrhein-Westfalen wurden Menschen mit rumänischer Herkunft, die in den Tönnies-Schlachthöfen arbeiten, für die „Mitnahme“ des Virus verantwortlich gemacht. In den USA machen People of Color ein Drittel der an Covid-19 verstorbenen Menschen aus. All dies zeigt, dass Rassismus, Neokolonialismus und Nationalismus nicht weniger Pandemien sind als Covid-19. Wie prägen Rassismus und Nationalismus Gesundheit und Sicherheit? Wie werden Nationalismus und Eurozentrismus als herrschaftsförmige Krisenbewältigungstechniken eingesetzt? Wie zeigen sich in der aktuellen Corona-Krise postkoloniale Kontinuitäten und Prozesse des Othering?
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DIE euROpÄISCHE SOliDARität
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Schwarze, Indigene und People of Color sind auch in der aktuellen Pandemie verletzbarer. Denn Rassismus und Neokolonialismus resultieren in ungleichen Lebensbedingungen: Der Lebensalltag von indigenen und Schwarzen Menschen und People of Color ist oftmals von Unsicherheit und Armut geprägt und im Krankenhaus werden sie oft nicht als „priority cases“ behandelt. Wie schreiben sich rassistische, neokoloniale und nationalistische Strukturen in Körper ein? Welche Konzepte aus anti-rassistischen Kämpfen sind für einen solidarischen Umgang in einer Pandemie unabdingbar?
Black Lives Matter | Dehumanisierung | Global Health Justice | Hegemonie Europas | Intersektionalität | Lager | Othering | Rassistische Gewalt | Weiße Eliten | Zentrum/Peripherie
Im Mittelmeer sterben
Geflüchtete an den
Folgen des Virus,
ohne davon
infiziert zu sein.
Unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung wird Menschen in der Corona-Krise der Zugang zu einem fairen Asylsystem systematisch erschwert. Geflüchtete müssen an den EU-Außengrenzen unter den menschenunwürdigsten Zuständen ausharren. Regelrechte „hotspots“ entstehen durch diese Abschottungspolitik in Lagern wie bspw. Moria auf Lesbos. NGOs wie Mission Lifeline oder Mare Liberum setzen sich gegen diese Menschenrechtsverletzungen ein. Wie wird Seenotrettung in der Covid-19-Pandemie behindert? Wie schützen sich geflüchtete Menschen in Lagern, wo Politik versagt, medizinische Strukturen fehlen und „stay at home“ nicht möglich ist?
Camp Moria | Geflüchtete | Grenzen | Katastrophale Zustände | Lager | Mittelmeer
Die Privilegien,
die euch zustehen,
habt ihr nur,
weil wir sie nicht
haben.
Migrantisierte Menschen, Black, Indigenous and People of Color (BIPoC), und Sinti*zze sind in Deutschland täglich komplexen Diskriminierungs- und Gewaltstrukturen ausgesetzt. Mitten in der Pandemie gründete sich Migrantifa Bremen, um gegen diese anzukämpfen und einen Schutzraum für BIPoC-Menschen ins Leben zu rufen. Dass der Gesundheitszustand von Rom*nja und Sinti*zze aufgrund von prekären Arbeits-, Wohn- und Lebensbedingungen schlechter ist als der der Mehrheitsgesellschaft, ist Ausdruck von strukturellem Rassismus. Dass es in Zeiten des digitalen home-schooling keine zusätzlichen finanziellen Mittel für migrantisierte Kinder gibt, deren Eltern sich keinen Laptop leisten können, ist es ebenso. Wie hängen die Privilegien der Mehrheitsgesellschaft mit struktureller Prekarisierung und Gewalt gegen BIPoC-Menschen zusammen? Wie schreiben die Corona-Bewältigungspolitiken die Privilegierung der Mehrheitsgesellschaft fort? Und warum ist der 8. Mai für Migrantifa Bremen der Tag des Zorns?
Antifaschismus | Antirassismus | Intersektionale Kämpfe | Mehrheitsgesellschaft | Privilegien | Selbstschutz | Tag des Zorns | Widerstand
If you are in the
system but your
fellow brothers and sisters
are not in the system,
you have to consider also
where they will sleep.
Oftmals kein fließendes Wasser, Fenster, die sich nicht öffnen lassen, und Essen, das teilweise gar nicht im Magen behalten wird. Dass Geflüchteten-Unterkünfte wie die Lindenstraße in Bremen nicht auf den Schutz und ein würdiges Leben der Bewohner*innen ausgerichtet ist, wurde sichtbar, als im Frühling 2020 über 100 Bewohner*innen positiv auf Covid-19 getestet wurden. Die Bewohner*innen durften das Gebäude nicht verlassen, was dazu führte, dass sich immer mehr Menschen mit dem Virus infizierten. Gegen diese menschenunwürdigen Politiken formierte sich Protest, der u.a. von Together-we-are-Bremen (TWAB) getragen wurde. Welche Einschränkungen und Gefährdungen waren bereits vor Corona Teil des Alltags von Menschen in Geflüchteten-Unterkünften? Wie sah die Quarantäne in der Lindenstraße aus? Welche Forderungen wurden in der Parole „Shut Down Lindenstraße“ gebündelt?
Asyl | Aufenthaltsstatus | Geflüchteten-Unterkunft | Hausverbot | Lindenstraße | Proteste | Unterstützungsnetzwerk