Die Corona Pandemie stellt alle – Regierungen sowie die gesamte Bevölkerung und das gesellschaftliche Leben – vor besondere Herausforderungen: Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbote, Kita- und Schulschließungen, das Herunterfahren der Wirtschaft und die erhöhte Arbeitsbelastung für Arbeiter*innen in sogenannten systemrelevanten Berufen sind nur einige Beispiele dafür.
Die Last dieser Herausforderungen und Probleme, sowie die Risiken und Gefahren des Virus sind jedoch nicht gleichermaßen auf alle verteilt. Vor dem Virus sind eben nicht alle gleich. Kimberlé Crenshaw bezeichnet dies sehr passend als „disproportional vulnerability“. Um die Auswirkungen der Corona-Krise –die den Virus mit seiner Gefahr an sich, aber auch die politischen Maßnahmen zur Bekämpfung dessen Ausbreitung beinhalten – annähernd umfassend zu begreifen, bedarf es mehrerer Perspektiven und Blickwinkel, die diese Auswirkungen beleuchten. Es muss auf die spezifischen Umstände und Situationen aller Menschen eingegangen werden, und besonders auf die derer, die von Diskriminierung, sowie von deren Kombinationen betroffen sind. Ein feministischer und intersektionaler Blick, sowie das Konzept der feministischen Neugierde von Cynthia Enloe sind dabei unverzichtbar und offenbaren dabei auch – aber nicht nur – die Geschlechterdimensionen und -dynamiken der Corona-Krise, auf die im Folgenden eingegangen wird.
Warum feministische Neugierde und Perspektiven jetzt wichtig sind
Eine feministische Neugierde stellt dabei die Frage, wo die Frauen* sind – in der Politik, der Gesellschaft und sonst überall. Sie stellt Machtfragen und offenbart damit Machtstrukturen, sowie Geschlechterrollen und -dynamiken, die sonst als gegeben oder bedeutungslos angesehen würden. Sie erweitert den Horizont des Politischen auf das Private, das sonst als unpolitisch und irrelevant abgetan wird. Und gerade zu Beginn der Pandemie, als sich das Leben stärker auf das Private reduzierte, Arbeitsplätze ins Home-Office verlagert wurden, das Zuhause kaum verlassen werden konnte/durfte und durch verstärkte Unsicherheiten Angst, sowie (psychischer) Stress deutlich zunahm, ist das Private so wichtig, präsent und politisch wie selten zuvor.